Minimal-Pop aus Freiburg trifft auf psychodelisch angehauchten Alternativ Folk, bzw. Country aus Amerikas Südstaaten.
Musiker verschlägt es nach New York. Das war schon immer so. Ein alter Hut. Doch als Matthew Houck Sack und Pack zusammenraffte und mitten in der Entstehung des neuen Phosphorescent-Albums „Pride“ von Athens in Georgia nach Brooklyn zog, passierte etwas Magisches. Aufgewachsen in Alabama war es für Houck immer ganz natürlich gewesen, Musik zu machen, die aus der etwas düsteren Südstaaten-Tradition erstand; süßer amerikanischer Folk, von der Südstaaten-Hausfrau traditionell mit Rum getränkt. Auf „Aw Come Aw Wry“ von 2005 festigte unser Bandleader mit der matten Stimme seinen Ruf als Schöpfer von Meisterwerken, deren Songs anmutig und tragisch zugleich in der Zeitspanne eines Gebetes zwischen marode und freudig ebenso zu Hause waren wie zwischen gebrochen und klagend. Die Liveshow schlug in die gleiche Kerbe, so dass sich Houck manchmal mit 14 oder 15 Leuten als Backingband auf der Bühne wiederfand, die mit Elan das Konzept einer Blaskapelle hochleben ließen. „Pride“ ist anders. Die Momente, in denen man die Augen schließt und jeden Gedanken fallen lässt und die Phosphorescent zu Phosphorescent machen – „At Death, A Proclamation“ beispielsweise erschließt vertrautes Territorium -, sind noch immer vorhanden, doch die durchgedrehte Blaskapelle und der überbordende Eifer sind etwas gewichen, das mystischer und eindringlicher ist. Houck versammelt düstere, meditative Songs, die gerade wegen ihres gezähmten Soundes noch spiritueller daherkommen. Auf den Vorgängeralben kamen Gastmusiker zum Zuge, die eventuelle Lücken füllten; auf „Pride“ jedoch nimmt Houck lediglich die Dienste eines in Eile zusammengestellten Chors in Anspruch, während er jedes einzelne Instrument eigenhändig einspielte. Manchmal erinnert die Musik an ARTHUR RUSSELL, aber in all seinem Glanz klingt „Pride“ wie nichts, das man jemals zuvor gehört hat. Dies sind Gedichte, die auf einem ungenutzten Feld zu einem kommen und von ungerichtetem Rufen und Schreien unterbrochen werden als sei der Sänger entweder allein zurückgelassen worden oder von irgendetwas besessen. Houcks Texte waren nie stärker, werden eingefasst vom Gesang des Chores und könnten sowohl aus einer ländlichen französischen Kapelle als auch vom Gebetsort eines afrikanischen Stammes erklingen. „Pride“ ist die Platte eines Mannes, der seine Fesseln abgestreift hat. Um es genau zu nehmen, ist „Pride“ das Album, das sich auf der ganzen Linie von irdischen Konzepten wie Zeit und Ort verabschiedet. Und doch ist es warm und vertraut; ein Album, das man „Zuhause“ nennen möchte.
Mit an Bord sind Freiburgs melancholistischste Minimalisten, das Liquid Laughter Lounge Quartet. Die ihr Labelchef Ritschie u.a. wie folgt beschreibt:
Morriconischem/Baldalamentischem Soundtrack und Waitscher Weirdness, das so gnadenlos überzeichnet wie Deadbolt und so authentisch emotional ist wie Cave, das so weit wie Calexico sein kann und so traurig stimmt wie ‚Element of Crime’ (zu ihren besten Zeiten)
Na denn! Hoffen wir mal, dass es nicht zuviel Schwermut regnet, damit danach noch Platz für eine anständige Party bleibt.