ich bin jetzt schon öfters gefragt worden, wann denn ein neuer Newsletter erscheint. Jetzt, würde ich ja gerne sagen, und tatsächlich bin ich schon seit Wochen daran, mich artistisch zu betätigen und mir selbst einen Tritt in den Arsch zu geben. Bin aber leider ziemlich oft umgefallen bei dem Versuch, denn meine Lieben: es ist ziemlich schwer, oder sagen wir mal, nicht immer ganz einfach, nur auf einem Bein zu stehen.
Ich will jetzt nicht sagen, dass ich mich im tiefen Tal der Tränen befinde, so ist es nicht. Aber ich schätze, ich war stellenweise in letzter Zeit, nun ja, wie sagt man: weniger gesellschaftsfähig? Ja, genau.
Und da sind die Gedanken, die man dann zu Papier, bzw in den Computer bringt weder erheiternd noch erhellend. Ok, okich höre schon einige, die jetzt rufen: Waren sie eh noch nie und vielleicht haben sie auch recht. Wenn ich nicht so faul wäre, würde ich diese Welt verlassen (also zu Fuß natürlich) mich irgendwo ins Niemandsland begeben und einfach gerade auslaufen.
So wie im Märchen: raus in die Welt und schauen, welche Höllenhunde meine Wege kreuzen. Aber dazu bin ich zu miesepetrig, und die Märchenhelden ziehen ja immer gut gelaunt in die Welt.Und waren ausserdem natürlich auch handwerklich wahnsinnig geschickt. Ich dagegen: zwei linke Hände. Aber voll. Wobei, linke Hände können ja auch Erfolg haben. Sieht man an Herrn Starkey, der sich mit links als Ringo Starr immerhin zu everbodys Lieblingsbeatle getrommelt hat. Und uns mit „Photograph“ wohl eines der gut gelauntesten Trennungslieder aller Zeiten beschert hat. Allerdings finde ich die Version der Herren hier, die bessere, weil, schneller und beschwingter.https://www.youtube.com/watch?v=EdbkweQ7vco
Gut gelaunt über den Verlust einer großen Liebe zu singen, genauso geht`s. Bye, Bye.
Tja, die gute Laune. Die sucht man/Frau schon länger vergeblich in diesen Zeiten. Manchmal kommt sie kurz daher geflattert, streift dich und huscht dann wieder um die Ecke. Wenn z.B. im Radio ein Vorbote des neuen Bright Eyes Album zu hören ist: https://www.youtube.com/watch?v=K4vO8gh6xdM
Obwohl dieser (zweifellos tolle) Song ziemlich genau dem Gemütszustand entspricht, den (ich zumindest) viele haben. Man will sich befreien, will losspringen/singen, aber dann wirkt der Song/das Leben doch irgendwie seltsam gebremst. Es ist eine seltsame Zeit, da sage ich euch nichts Neues, aber Lösungen findet man manchmal auch im vorhandenen. Zum Beispiel bei Haruk Murakami. Den habe ich vor 20 Jahren verschlungen, als er mit „Wilde Schafsjagd“ auf der Bildfläche erschien. „Hard Boiled Wonderland“ oder „Mr. Aufziehvogel“, großartig.
Dann habe ich lange nichts mehr von ihm gelesen und jetzt wieder eine alte Geschichte von ihm ausgegraben. „Sputnik Sweetheart“ Toll!!
Einmal rät der Ich-Erzähler der Protagonistin des Romans, sich klar zu machen, dass es nicht so leicht ist, sich einen fiktionalen Rahmen neu zu setzen. Genau darum geht es momentan. Habe ich zumindest das Gefühl. Wir sind dabei, uns neue Welten zu erarbeiten. Oder besser gesagt, wir müssen. Es wird nichts mehr so sein, wie bisher
Ich habe in den letzten Monaten tatsächlich einige seltsame Momente erlebt. Ich habe mich, aus verschiedenen Gründen, von Menschen verabschiedet, die jahrelang Teil meines Lebens waren. Einfach weil sie mir fremd geworden sind. Und für mich so unwichtig wurden, wie ein Kaktus in der Wüste Gobi. Seltsame Zeiten!!
Zu finden übrigens, auf einem der besten Alben der Rockgeschichte und natürlich hat John Cale Recht: Strange times in Casablanca/when people pull down their shades
Da hilft tatsächlich nur Musik. Unter anderem von drei Ladies aus Österreich, die eine ihre ersten Konzerte tatsächlich im Swamp hatten und jedes Jahr besser wurden. Die bezaubernden Dives haben nicht nur Power, sie haben auch eine wunderbare Melancholie, ganz großartig zu hören auf ihrem neuesten Song. https://www.youtube.com/watch?v=p0t5ZzsoBQw Und machen natürlich Lust darauf, sie und viele andere auch wieder einmal live zu erleben. Am liebsten natürlich im Swamp, eh klar.
Und jetzt? Weiter schreiben? Was? Das mein Friseurladen heimlich still und leise zugemacht hat? Wer schneidet mir jetzt die Haare?
Darüber, dass ich wieder die dicke Frau vor der Eingangstür meines Hausarztes gesehen habe? Egal, ob ich im Winter oder im Sommer, morgens, oder mittags komme, die Frau steht da und raucht. Mit einer Tasse Kaffee in der anderen Hand. Sozusagen Dauerkaffepause. https://www.youtube.com/watch?v=BLSLx5wt9Fg
Sind übrigens nicht nur Frauen, die Dauerpause machen. Wenn ich die Kids in die Schule/Kiga fahren und mir in meiner Stammtankstelle ein lässiges Fritz Cola zum Frühstück gönne, sitzen jedes Mal zwei italienische Handwerker am Tisch und parlieren abwechselnd badisch/Italienisch. Immer, immer, immer, ich schwöre.https://www.youtube.com/watch?v=B4NitL90fKU
Manchmal stelle ich mir dann vor, dass sie zur Musik des guten alten Adriano ihrem Job nachgehen. Que bella!!
Apropos Italia: Habe vor kurzem wieder mal Fellini angeschaut. „La Dolce Vita“ Megafilm und klar, Anita Ekberg ist der Wahnsinn, aber der coolste Hund des Planeten war natürlich Marcello Mastroianni. https://www.youtube.com/watch?v=5aXDk1pUzZU
Wie er da am Fontana di Trevi sitzt und sich mit einer Mischung aus Naivität und Lässigkeit der Ekberg ergibt, großartig. Unbedingt anschauen, und danach vielleicht ein bissl Jazz Musik hören
Bleibt ganz zum Schluß nur noch einem der Größten seines Faches die Referenz zu erweisen. Und vielleicht an die Zeiten zurück denken, als man wusste, dass man bärtigen Cowboystiefelträgern lieber aus dem Weg gehen sollte.
Und natürlich habe ich auch heuer wieder viel zu wenig Frauen im Programm. Deshalb zum Abschluss einmal mehr die wunderbare Courtney Barnett https://www.youtube.com/watch?v=VtzIKH_sZRw
eigentlich liegt dieser Newsletter schon ein paar Tage auf meinem Laptop herum, (sagt man so? Egal!) aber ich krieg`s einfach nicht gebacken, das Teil abzuschicken. Fragt mich nicht warum, kommt immer was dazwischen. Essen kochen, Kinder versorgen, Wäsche machen, Fernseh schauen. Ihr seht, ich bin der perfekte Hausmann.(Kuchen backen tue ich aber noch nicht) Ich brauche einen Beschleuniger, etwas das mich in Fahrt bringt. In Zeiten wie diesen passt der Beelzebub da ziemlich gut rein, zumal die eine Hälfte der Menschheit, der anderen die Schuld in die Schuhe schiebt. Der Chinese schiebt es auf den Ami, der zeigt mit dem Finger zurück: China Virus.Am Ende war`s halt dann doch der Teufel, oder nicht? Vorhang auf für Luzifer, laut bitte!!!
Schon klar, die Stones haben seit fast 50 Jahren keinen gscheiten Song mehr produziert, aber davor hatten sie geniale Momente.. „Just as any cop is a criminal/and all the sinners saints“
Meine kleine Tochter hat mich gestern Abend zu dessen Gegenspieler gefragt. Also ob ich an Gott glaube. Solche Momente sind dann tatsächlich so, wie sie in Filmen und Büchern xtausendfach geschildert werden. Man stottert herum, und die Kleine lässt nicht locker. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es nicht wichtig ist, ob ich an Gott glaube oder nicht. Ihr also das Denken eines Agnostikers nahe zu bringen. Klappt, nun ja, bedingt. Denn natürlich gibt sie sich nicht zufrieden. Und fährt das volle Programm: Wenn es einen Gott gibt, warum setzt er diesen doofen Virus in die Welt, und überhaupt, Kriege, Hunger, das wäre doch alles doof von ihm. Ich habe darauf noch nie eine Antwort gehabt und hatte jetzt auch keine Lust, meiner Tochter irgend einen Unfug zu erzählen.Auf jeden Fall meinte sie dann: “ Ich glaube, Gott schickt uns Corona, weil er wütend ist.“ „Wütend?“ „Ja, weil sich seine Frau von ihm getrennt hat. Die ist übrigens ein Engel, falls du es wissen willst“ Na ja, keine Ahnung, ob Gottes Frau ein Engel ist, aber ich weiß, dass ich eine schlaue Tochter habe. Denn was treibt Männer am ehesten in den Wahnsinn? Eben, die Liebe. Ja, ja, ich weiß, Gott könnte auch eine Frau sein. Aber den Quatsch, denn er veranstaltet, würde keine Frau machen (gute profeministische Ausrede, gell) Und ausserdem weiß ich, wie er klingt Also ich kenne seine Stimme. Schon seit ich dieses Lied vor fast 30 Jahren zum ersten Mal gehört habe.
Nein, er ist nicht der Sänger, er ist der Brummbär und er ist der gesamte Chor, der am Songende loslegt. Ganz sicher.
Das Blau, dass einem letzte Woche an manchen Tage vom Himmel anstrahlte, hätte der beste Landschaftsmaler nicht besser hin bekommen. Runde Radfahren? Zu kalt, gefühlte 0 Grad, trotz Sonne satt. Aber irgendwie raus aus meinen vier Wänden wollte ich schon, und da ich als Spaziergänger eher eine Niete bin, zudem Lust auf Musik hatte, entschloss ich mich etwas Radio zu hören. War grad Mittag, will man die Nachbarn nicht stören, also rein in meinen guten, alten C5 und ab Richtung Freiburger Osten. Sozusagen Autofahren, um meine Mitmenschen zu schonen.Das Radio auf Anschlag, auf echoFM lief Santa Fe.
Eine Trompete, die einem das Herz zerreist, im schön traurigen Video stolpert ein liebestrunkener Rauschebart durch die Pampa, seine Freundin liegt im Sterben, sein Hund wird überfahren, er will sich das Leben nehmen. Am Schluss gibt es so ne Art Esoterik Happy End, alles schwer kitschig, aber schon ok. Zach Condon, der Mastermind von Beirut ist halt ein Pop Schlawiner, der weiß, wie man Melodien richtig setzt.
Bissl wie Mark Oliver Everett von den Eels. Die beiden klingen mit ihren Bands irgendwie immer gleich. Aber halt auch immer gleich gut. Kennst du einen Beirut Song, kennst du alle, bei den Eels genauso.
Klasse sind sie beide trotzdem. Ist wie der Makkaroni Auflauf meiner Mutter war. Den gab`s mit immer den gleichen Zutaten und er schmeckte immer wieder klasse. Während ich also mit Beirut im Ohr die Hansjakobstrasse hoch fuhr, schienen die auf dem Gehweg vereinzelt auftauchenden Leute zu schleichen. Ich fühlte mich, als wäre eine Glasglocke über die Welt gestülpt, und, nun ja, ich weiß nicht ob ihr das kennt: Euphorie trifft auf beklemmendes Gefühl. Sich verstecken und laut aus dem Fenster singen in einem. Verrückt!!
Draussen stolperten ein paar Zombies umher und ich hätte mich nicht gewundert, wenn mich ein zähnefletschender Totenkopf vom Zebrastreifen angeschaut hätte. War aber ein erschrockener alter Mann, der die Fußgängerampel gedrückt hatte. Um ein Haar hätte ich ihn überfahren, denn die Musik im Radio ließ mich das Gaspedal ziemlich durchdrücken..
Dylan Thomas war/ist auch einer meiner Lieblingshits des letzten Jahres. Ich finde Phoebe Bridgers findet die geniale Mitte zwischen Schreien und toll singen, und wie dann das Sixties Geschrammel auf die Slacker Gitarre trifft, einfach großartig. Zum Weltuntergang die gute Musik,das wäre mal ein Abgang mit Stil
Wieder zuhause, die Sonne schien immer noch, ich parkte unter meinem Balkon. Eigentlich ein Nachmittag wie viele tausend vorher in meinem Leben und doch war alles anders. Wie schnell man sich daran gewöhnt hat. An diese veränderte Welt und die Sichtweise darauf. Ich dachte daran, wie ich beim gestern Fernsehschauen für eine tausendstel Sekunde erschrocken war, als die Protagonisten sich die Hänge gegeben hatten. „Das dürfen die doch nicht“ durchzuckte es mein Hirn. Ich merkte, wie mein, wie unser soziales Leben vollkommen aus den Fugen geraten war. Innerhalb weniger Tage. Wie man sich ertappte, die Mitmenschen abwechselnd als rücksichtslos oder paranoid zu finden. Aber war man das nicht selbst mittlerweile?
Und überlegte mir, ob es wirklich toll ist, wenn jeden Abend auf den Balkonen der Republik geklatscht wird. Für die sogenannten Helden der Krise. Ich glaube die Helden der Krise scheren sich wenig um Balkongeklatsche, wenn sie in ihren Schutzanzügen (so die denn überhaupt ausreichend gesichert sind) an Beatmungsmaschinen um das Leben sterbender Patienten kämpfen. Ich fürchte, diese Helden wollen eher bessere Bedingungen: für die Kranken, für sich selbst. Sie wollen die Anerkennung in Form von gerechterem Lohn, besseren Arbeitsplätzen und mehr gesellschaftlicher Akzeptanz. Denn die Pfleger und Krankenschwestern stehen nicht erst seit der Corona Krise an vorderster Front im Kampf mit dem Sensenmann. Und werden, wie viele andere soziale Berufe übrigens auch, schon seit Jahrzehnten, eben nicht mit nur annähernd dem Gehalt versorgt, dass sie verdienen.Diese Leute begleiten nicht selten Menschen auf ihrem letzten Weg, und es muss erst solch ein Ereignis kommen, damit die Gesellschaft die Arbeit dieser Menschen schätzt.
Fragt mich nicht warum, aber in den 80er haben wir Ludwig Hirsch geliebt. Trotz Punk und Rock`n Roll, Ludwig Hirsch war immer dabei. Der ORF hat damals verboten dieses Lied nach 22h zu spielen, zu groß die Gefahr, dass Hörer Selbstmord begehen. Das hat Ludwig Hirsch übrigens vor neun Jahren selbst getan. Er lag mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus und hatte auch die Diagnose Lungenkrebs.Und sprang dann aus dem Fenster. Von daher das passende Lied zur momentanen Situation. Also ich meine, auf seine Krankheit bezogen, nicht auf seinen selbstmord.
Kollege Aki meinte, dass Musik von Neil Young auch ein toller Halt in diesen Zeiten wäre. Hat er natürlich Recht. Wahrscheinlich hätte er ein anderes Lied von Youn bevorzugt, aber ich liebe „Out on the weekend“ schon seit Urzeiten, und “ Harvest“ ist zusammen mit „Zuma“ auch meine Lieblingsplatte von Neil Young.
Aki konnte meiner Einschätzung, dass The Big Lebowski der beste Coen Brüder Film sei, auch nicht ganz nicht ganz zustimmen. Er sieht Barton Fink und Millers Crossing noch davor. Barton Fink habe ich mir jetzt nach 30 Jahren noch mal angeschaut. Damals im Kino hat er mich geflasht, jetzt habe ich gedacht: Mann, der ist zu schlau für mich. Zu viele Metaphern, das überfordert mich.
Aber bevor ich jetzt in zu viel Trübsinn versinke, noch zwei Songs zum Abschluß. „Nouveau Western“ habe ich früher rauf und runter gehört, und jetzt wieder auf einer alten Kassette entdeckt. Grosser Franzosen Hip Hop
Und ganz zum Schluß wieder einmal eine Coverversion von einem Lied, dessen Original damals das Mainstream Radio rauf und runter lief. Furchtbarer Song, zum davonlaufen, aber in dieser Version tatsächlich toll.
Ja, was zum Teufel ist eigentlich los? Eine Frage, die wir uns alle stellen. Und der wir uns stellen müssen und vielleicht, wenn es richtig gut läuft, so beantworten , das wir alle daraus lernen.
Ich wünsche es euch und ich wünsche es uns
Stay strong
Euer Chico
Corona Newsletter April 20
Oh Mann Leute,
soviel Taschentücher, wie ich momentan brauche gibt es gar nicht!! Die Resonanz auf die derzeitige Situation des Swamp von euer Seite aus ist ü b e r r a g e n d. Da komme ich ja aus dem Heulen gar nicht mehr raus. Soviel geflennt habe ich das letzte Mal, als ich mit meinen Kids E.T. angeschaut habe. Doch dazu unten dann mehr. (Also nicht zu E.T. sondern zum Weinen)
Wollte eigentlich erst wieder Ende der Woche einen neuen Newsletter schreiben, aber muss es jetzt tun. Also Kopfhörer auf, Songs schön laut hören und los geht`s mit einem Stück, das euch hoffentlich zum Rumflippen in der Wohnung inspiriert. War mit Sicherheit eines der Indiebretter 2019 (zumindest für mich)
Ich liebe diese hingerotzte Stimme und dazu die hingeknallten Gitarrenriffs, die mich schon arg an den guten alten Pete Townshend erinnern. Tolle irische Band!!
Yo, Boys in the better land und tatsächlich wünschen wir uns wahrscheinlich nicht unbedingt in einem besseren, wohl aber in einem Land unter anderen Bedingungen, wie den jetzigen, zu leben. Dabei dürfen/sollten/müssen wir nie vergessen, dass ein überaus großer Teil der Weltbevölkerung, unseren jetzigen Zustand als in ihren Augen paradiesisch bezeichnen würde. Denn, hey, während sich hier Leute ums Klopapier prügeln, fallen den Menschen woanders tagelang Bomben auf den Schädel. Ich will jetzt gar keine Moralkeule raus, so ein guter Mensch bin ich (leider) nicht, dass ich mir das erlauben könnte, aber man darf nie die Relationen vergessen.
Bei dem Lied weiß ich nicht, ob ich den Band- oder den Songnamen genialer finden soll. Beides klasse!!Das Video sieht zwar schwer Corona inspiriert aus, stammt allerdings vom Oktober 2019. Ich sage: So lange kleine 20jährige Filipino Mädels so tolle Musik machen, ist die Welt noch nicht verloren.
Ist sie eh noch lange nicht, vielleicht ein bissl arg dabei, aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich zur Zeit meine Wohnung verlasse, komme ich mir vor wie Robinson Crusoe, der auf seiner einsamen Insel auf Auskunftschaft ging. Schätze, also Lebensmittel in der Höhle, bzw. im Kühlschrank müssen aufgefüllt werden, also schauen, was man noch schnell erjagen kann. Ein paar Trauben, bissl Jogurt, Bier und ab wieder zurück in die Höhle, ohne das Feinde den Weg kreuzen, zumindest nicht allzu nah. Erleuchtend für mich finde ich dabei die Tatsache, dass die Krise uns verschiedene Sachen einfacher macht. Denn, wenn es von einem Produkt nur noch 18 Varianten statt wie bisher 66 gibt, muss man weniger lange überlegen. Schon der Irrsinn, wie viel verschiedene Himbeergeschmacksrichtungen es von einer Jogurtsorte gibt.
Fickt euch, ihr vergnügungssüchtigen Konsummonster. Dachten wir doch schon 1983. Wir sollten uns mal hinterfragen, was von dieser Einstellung geblieben ist.
Disneyland bringt mich gleich nach L.A. und in der Stadt der Engel gibt es ja viele Geschichten. Gestern abend habe ich nach vielen Jahren wieder „The Big Lebowski“ geschaut. Und er hat mich natürlich wieder total umgehauen. https://www.youtube.com/watch?v=cd-go0oBF4Y
Nach wie vor wahrscheinlich der beste Coen Film. Jeff Bridges, großartig!, John Goodman, Steve Buscemi, Philip Seymour Hoffmann großartig! Julianne Moore, ich liebe sie!!! Was für eine Story (übrigens inspiriert von einem Raymond Chandler Roman, muss ich auch mal wieder lesen) und was für ein Wahnsinns Soundtrack. Nicht ohne Grund ist der Dude grosser CCR Fan. John Forgerty zählt für auch mich schon seit Jahrzehnten zu meinen absoluten Favs.
Bei der durchgängig guten Musikauswahl gibt es dann noch ein paar besondere Schmankerl. So kommt der kürzlich verstorbene Kenny Rodgers, der vielen nur als Country Interpret bekannt ist, mit einem fetten Psychedelic Stück um die Ecke. Passend dazu gibt es einen Filmausschnitt, bei dessen Betrachtung ihr euch fragt, wer euch das LSD in den Kaffee geschmissen hat
Ich war es nicht, denn im Swamp wird die Kaffeemaschine ja nur zur SC Übertragung Samstagmittags angeworfen und meine Prämisse seit Ewigkeiten gilt nach wie vor: No Drugs before Midnight (na ja, oder kurz vorher) Und wenn, dann nur softe.
Anyway, es gibt neben der Corona Krise für viele Menschen auch sonstige, emotionale. Beziehungsstress/ärger/trauer/verdruss. Für diejenigen unter euch, die momentan darunter leiden, spielen sie auf FM4 ziemlich oft dieses Lied:
Denn eines verspreche ich euch: Es wird weiter gehen. Mit dem Swamp, den Konzerten, der Musik, dem SC, uns, euch und darauf können wir uns freuen.
Dazu, dass es weiter geht, und jetzt komme ich zum letzten Punkt für heute, dazu habt und trägt ihr mit bei. Was mich zu den Taschentüchern und den Tränen bringt: Ich habe soviel Zuspruch bekommen, dass ich mich tatsächlich gefragt habe: Habe ich das wirklich so verdient. es ist der Wahnsinn. Elend viele Mails, SMS`s, Whats apps, Anrufe, ihr seid der Hammer. Und der virtuelle Bierdeckel, denn die bezaubernde Carmen gestartet hat, Freunde ohne Witz und Koketterie: Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass das so grossartig funktioniert. Deswegen habe ich ihn auch heute abend gestoppt. es ist genug Geld drauf, dass es für die nächsten Wochen reicht. Zumal sich auch mein Vermieter, der Herr Knäpper bereit erklärt hat, zumindest einmal auf die Monatspacht im April zu verzichten. Hoffe, es gibt mehr solche tollen Menschen in der Stadt und auch sonst.
Hatte ja schon seit längerem (seit einem, vier, sechs Jahren??) schon vor, mehr in dieser Rubrik zu schreiben, aber ich bin halt ein fauler Sack!! Aber jetzt wird es angepackt. Und solltet ihr nicht in regelmässigen Abständen hier Neues lesen, ruft an und macht mich rund. Bis dahin, Gutes tun. das hier beispielsweise:
https://youtu.be/LKTVt3RriOg
GEMA!!??
Ein Arschlochzeichen gibt es nun mal nicht, vielleicht hätte ich dann das, statt einem Frage-, bzw. Ausrufezeichen benutzt. Geht also wieder mal um die leidige Gema, bzw. geht nicht um sie, weil: Ist ja eigentlich alles gesagt über diese Bagage. Man ist doch immer wieder fassungslos, wie dieser Laden inmitten und beobachtet von der gesamten Gesellschaft, (also nicht heimlich und im Verborgenen) sich die Taschen vollstopft. Und wie man immer wieder um Fassung bemüht ist, diesen ganzen Verein in Bausch und Bogen zum Teufel zu wünschen will, aber weiß, dass man leider am kürzeren Hebel sitzt. Deshalb sollte man diesen Leuten (Gauner, bzw. Verbrecher darf man ja nicht sagen) gar nicht die Genugtuung geben, sich über sie zu ärgern.
KLEINE REISE VOM LIEBEN LANGWEILIGEN GRIECHENLAND ÜBER`S BÖSE AMERIKA BIS EMMENDINGEN
Dreimal in den letzten Tagen im Kino gewesen und dabei eine gewisse, na sagen wir mal Ausgeglichenheit erlebt. Von stinklangweilig über sehr angenehm bis hin zu fett. Womit fangen wir an? Stinklangweilig? Ok: Was der kleine, liebenswerte griechische Film den Zuschauern bietet, kommt einem anderthalbstündigen Kurzurlaub gleich: Spaß, Meer, etwas Abenteuer, lichtdurchflutete Landschaften, nette Menschen.“ Schreibt der Spiegel in seiner Online Kritik und liegt damit so weit daneben wie das griechische Archipel von der Chinesieschen Mauer. Auf einer Insel wird eine Leiche gefunden, die beim Dorfpolizisten und seiner Ortsgemeinde für Verwirrung und Tohouwabohou sorgt. Die witzig beginnende Story entwickelt sich zum zähen Langeweilerbrei, bei dem mich meine Freundin kurz vor Ende zum wiederholten Male aufwecken muss. „Der perfekte Film für den Sommer, das ist er.Besonders, wenn es regnet.“, fällt dem Spiegel auch noch dazu ein. Bitte nicht, dann lieber zehn Wochen Tiefdruckzone.
Viel besser, weil einfach spritzig,schlau und wirklich witzig kommt da schon „Sunshine Cleaning“ daher. Der Titel verräts Eine gewisse stilistische Nähe zu „Little Miss Sunshine“ ist bei Christine Jeffs dritter Regiearbeit leicht auszumachen. Das kommt nicht von ungefähr – schließlich wurde „Sunshine Cleaning“ vom selben Team produziert wie Jonathan Daytons und Valerie Faris‘ Indie-Superhit. Dennoch sind beide Werke völlig eigenständig und nicht unbedingt vergleichbar. Ebenso wie „Little Miss Sunshine“ weist auch „Sunshine Cleaning“viele heitere Momente auf und gibt sich nicht durchweg pessimistisch-düster, zeichnet sich insgesamt aber doch durch einen deutlich dunkleren Grundton aus, der den Film tief in der amerikanischen Wirklichkeit verankert. Irgendwie die klassische Tragikomödie halt, wie es so fast nur die Amis fertig bringen. Man findet in „Sunshine Cleaning“ keine universelle Antworten auf menschliche Befindlichkeiten ,darum geht`s auch gar nicht. Einfach schön zu sehen, wie die filmische Umsetzung gelingt, Menschen zu zeigen, die sich in auch unter weniger schönen Umständen in der Gesellschaft behaupten. Schöner kleiner Indiefilm.
Bliebe noch fett. „State of play“ ist ein grossartiger Politthriller für den der Begriff „Old School“ geradezu wie geschaffen scheint. Alles passt zusammen: die düsteren Bilder von Kameramann Rodrigo Prieto
Brokeback Mountain
Westernmelodram, USA 2005
Michelle Williams, Cheyenne Hill, G…
Brokeback Mountain
Westernmelodram, USA 2005
Michelle Williams, Cheyenne Hill, G…
), der flotte aber nie hektisch wirkende Schnitt von Justine Wright und die atmosphärische Musik von Alex Heffes. Mit letztgenannten hatte Regisseur Kevin Macdonald schon bei seinem phantastischen Debüt „Der letzte König von Schottland“ zusammengearbeitet. Die Story will ich jetzt hier gar nicht gross erzählen, geht selbst ins Kino und schaut euch`s an, nur soviel: Selbst der ansonsten eher nervige Ben Affleck begeistert mit subtilem Spiel. Das Russel Crowe überzeugt war eh schon von vornerein klar. Toller Film, mit sehr schöner Musikauswahl. Einmal rumort Crowe in seiner chaotischen Küche herum und im Hintergrund läuft Gil Scott Heron. Weiss es nimmer genau, aber ich glaube es war „B-Movie“ aus dem Jahr 1981, ein grossartiges Brett, das damals auf jede Party gehörte. Erinnerte mich auf jeden Fall daran, auch mal wieder zu kochen und den Plattenspieler zu betätigen. Krieg ich Hektiker nie richtig hin. Das zum Abspann dann noch „Long as I can see the light“ lief, war das Pünktchen auf dem i. Was uns von der grossen Welt des Kinos wieder zurück in unsere liebliche Provinz führt, denn der Schöpfer dieses Songs wird ebendiese in einigen Wochen aufsuchen. John Fogerty, der Mann, der CCR zu den Göttern des Southern Rock machte, wird auf dem, ich trau`s mich kaum zu sagen, Marktplatz in Emmendingen, auftreten. Wer von unseren jungen Nerds also die Kings of Leon als tolle,wilde Band schätzt, sollte dies nicht versäumen. Da kann man den Vater des Southern Rock bewundern, ohne dessen Einfluss die Brüder Followill, samt Cousin ihren Siegeszug kaum angetreten hätten. Glaubt`s oder glaubt`s nicht: Creedence Clearwater Revival sind mehr als Bad Moon Rising, obwohl das allein schon ein toller Song ist.
ZÄTT EM EFF /MICHAEL IST TOT/DOOFE BRASILIANER
Im Westen nichts Neues, dass heisst bei ZMF alles wie gehabt: eine Hand, bzw. ein Finger reicht auch dieses Jahr vollkommenm aus, um die Anzahl der interessanten Konzerte abzuzählen. Es gibt schlicht und einfach keine. Zumindest keine, die einem vom Hocker reissen würden. Oder hätte etwas jemand erwartet, dass Frau Hynde mit ihren Pretenders mehr als nur ein kleines Abrutschen in Melancholiegefühle verursachen würde. Tat sie auch nicht. Sound wie gehabt sehr bescheiden im Zirkuszelt, halliges Schlagzeug, zu wenig Gitarren, aber immerhin kam das Bein bei „Precious“ und „Middle of the road“ ein klein wenig in Wippstimmung. Ansonstenwog sich das SWR 1 Publikum im halbvollen Zelt wohlgesonnen bei den Hits wie „Don`t get me wrong“ oder „Brass in pocket“, mehr braucht`s anscheinend nicht, und mehr hatte man, ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Ärgerlich allerdings danach die Berichterstattung in der „BZ“ Mal davon abgesehen, dass der Gig nicht halb so gut war, wie es der Redakteur gehört/gesehen hatte, gehen solch bräsige-old Sack Kritiken, wie warum die Gitarre, bzw. das Schlagzeug gestimmt sein sollten, seit Jahrhunderten nicht mehr. Interessiert keinen Mensch.
Anderntags dann morgens der Anruf, ob ich was zu Michael Jackson schreiben könne. Ich hatte keine Ahnung, dass der Cyborg, formerly known as Michael Jackson, nimmer unter den Lebenden weilte, so isses, wenn man Radio,TV und Internet mal ne Weile auslässt. „Na ja“, viel Gutes wirste von mir nicht hören“, sagte ich dem Redakteur. „Egal“, schreib`halt mal!“ Ich schrieb:
Als Michael Jackson sein Album „Thriller“ veröffentlichte, fiel fast die gesamte Popwelt (und die übrige auch) in Ohnmacht. Ich konnte die damalige Aufregung nicht nachvollziehen, und das hatte einen einfachen Grund. Der Mann stand, zumindest für mich, auf der falschen Seite. Denn uns zogen Bands wie Heaven 17, Dexy Midnight Runners,Scritti Politti oder ABC auf die Tanzfläche, Gruppen die bewiesen, dass sozial-kritischeMusik, auch tanzbar sein konnte, ja sogar, dass Sozialismus und Glamour sich nicht ausschliessen mussten. Den Gegenpart bildete die Fraktion der belanglosen Tanzmusik. Selbst wenn das Jacksons Sound nicht unbedingt war, machte uns die Tatsache, dass „Thriller“ in jeder Dorfdisse und in jedem Yuppiesender bis zum Erbrechen gespielt wurde, wahnsinnig. Dass Thriller die musikalische Ästhetik der 1980er Jahre definierte, mögen viele Kritiker so sehen: für andere, und dazu zähle ich mich auch, war Jackson nie der King of Pop, höchstens ein begnadeter Tänzer, toller Sänger und Schöpfer von zwei, drei guten Songs. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Vielleicht habe ich dem guten Mann doch Unrecht getan, aber es war halt wirklich so, dass ich diese Integration von Schwarz und Weiss, die die gesamte Kritikergilde bei Jackson sah, deshalb nie bemerkte, weil sich Jackson meiner Meinung zu stark dem weissen Mainstream anbiederte. Dazu war Tanzen war noch nie meines, und Soul hörte sich für mich auch anders an. Der Bursche war ein kleiner Junge, der nie erwachsen wurde. Dazu passt auch sehr schön die Geschichte, die ein Produzent mal von sich gab. Es war ein Meeting mit Jackson und noch nem Produzentenheinrich angesagt, wichtiges, geschäftliches Gespräch also. Die beiden Produzenten saßen am Tisch und während des zwei Stunden langen Gespräches kurvte der gute Michael die ganze Zeit mit Rollschuhen um den Tisch rum. Ich weiß bis heute nicht, ob ich das für genial, oder für vollkommen durch den Wind halte. Allein das Bild: Zwei Anzugsfritzen, der King of Pop kurvt die ganze Zeit um sie herum, und am Tisch werden Millionen jongliert.
Apropos durch den Wind: Könnte mal jemand den bescheuerten brasilianischen Kickern auf die Birne klopfen? Reissen sich in Gemeinschaft nach dem Confed Sieg die Trikots vom Leib, nur damit man ihre satanischen Botschaften: I belong to Jesus sieht, fallen auf die Knie und beten. Ihre Sache? Eben nicht. Wollte wissen, was los wäre, wenn ein Team mit der Aufschrift Allahu akbar auf ihren Trikots anrollen würde. Ob da wohl das Entblössen des Trikots so problemlos von Statten ginge. Wäre auch schön zu wissen, ob Kaka, Lucio und Konsorten auch bei ihren Vertragsverhandlungen so gottesfürchtig sind, oder nur auf den schnöden, weltlichen Mammon schauen. Egal: unsereins wartet auf die neue Jamie T. Veröffentlichung. Die Single lässt grosses erwarten.
Im übrigen ging im ganzen Michael Jackson Gedöns völlig unter, dass Sky Saxon auch das Zeitliche gesegnet hatte. Der Sänger der legendären Seeds war zwar schon etwas balla im Kopf (unter anderem deswegen hatte ich im letzten Jahr von einem Angebot, ihn und seine Kapelle in Freiburg zu veranstalten abgelehnt), aber jedes Stück von grandiosen Debütalbum der Band aus dem Jahre 1965 stand und steht mir näher als „Billie Jean“ oder „Beat it“ Grosser Mann.