Im Westen nichts Neues, dass heisst bei ZMF alles wie gehabt: eine Hand, bzw. ein Finger reicht auch dieses Jahr vollkommenm aus, um die Anzahl der interessanten Konzerte abzuzählen. Es gibt schlicht und einfach keine. Zumindest keine, die einem vom Hocker reissen würden. Oder hätte etwas jemand erwartet, dass Frau Hynde mit ihren Pretenders mehr als nur ein kleines Abrutschen in Melancholiegefühle verursachen würde. Tat sie auch nicht. Sound wie gehabt sehr bescheiden im Zirkuszelt, halliges Schlagzeug, zu wenig Gitarren, aber immerhin kam das Bein bei „Precious“ und „Middle of the road“ ein klein wenig in Wippstimmung. Ansonstenwog sich das SWR 1 Publikum im halbvollen Zelt wohlgesonnen bei den Hits wie „Don`t get me wrong“ oder „Brass in pocket“, mehr braucht`s anscheinend nicht, und mehr hatte man, ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Ärgerlich allerdings danach die Berichterstattung in der „BZ“ Mal davon abgesehen, dass der Gig nicht halb so gut war, wie es der Redakteur gehört/gesehen hatte, gehen solch bräsige-old Sack Kritiken, wie warum die Gitarre, bzw. das Schlagzeug gestimmt sein sollten, seit Jahrhunderten nicht mehr. Interessiert keinen Mensch.
So jetzt mal kurzer Break und der Hinweis, dass diesen Sätze zum ZMF aus dem Jahr 2009 stammen, wir aber mittlerweile ein Jahr später haben, allerdings: Am Programm, respektive meiner Aussage ändert sich nicht, ausser der Tatsache, dass 2010 das Vorjahr an nichtigen Acts noch toppt. Alles wie gehabt also.
Anderntags dann morgens der Anruf, ob ich was zu Michael Jackson schreiben könne. Ich hatte keine Ahnung, dass der Cyborg, formerly known as Michael Jackson, nimmer unter den Lebenden weilte, so isses, wenn man Radio,TV und Internet mal ne Weile auslässt. „Na ja“, viel Gutes wirste von mir nicht hören“, sagte ich dem Redakteur. „Egal“, schreib`halt mal!“ Ich schrieb:
Als Michael Jackson sein Album „Thriller“ veröffentlichte, fiel fast die gesamte Popwelt (und die übrige auch) in Ohnmacht. Ich konnte die damalige Aufregung nicht nachvollziehen, und das hatte einen einfachen Grund. Der Mann stand, zumindest für mich, auf der falschen Seite. Denn uns zogen Bands wie Heaven 17, Dexy Midnight Runners,Scritti Politti oder ABC auf die Tanzfläche, Gruppen die bewiesen, dass sozial-kritischeMusik, auch tanzbar sein konnte, ja sogar, dass Sozialismus und Glamour sich nicht ausschliessen mussten. Den Gegenpart bildete die Fraktion der belanglosen Tanzmusik. Selbst wenn das Jacksons Sound nicht unbedingt war, machte uns die Tatsache, dass „Thriller“ in jeder Dorfdisse und in jedem Yuppiesender bis zum Erbrechen gespielt wurde, wahnsinnig. Dass Thriller die musikalische Ästhetik der 1980er Jahre definierte, mögen viele Kritiker so sehen: für andere, und dazu zähle ich mich auch, war Jackson nie der King of Pop, höchstens ein begnadeter Tänzer, toller Sänger und Schöpfer von zwei, drei guten Songs. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Vielleicht habe ich dem guten Mann doch Unrecht getan, aber es war halt wirklich so, dass ich diese Integration von Schwarz und Weiss, die die gesamte Kritikergilde bei Jackson sah, deshalb nie bemerkte, weil sich Jackson meiner Meinung zu stark dem weissen Mainstream anbiederte. Dazu war Tanzen war noch nie meines, und Soul hörte sich für mich auch anders an. Der Bursche war ein kleiner Junge, der nie erwachsen wurde. Dazu passt auch sehr schön die Geschichte, die ein Produzent mal von sich gab. Es war ein Meeting mit Jackson und noch nem Produzentenheinrich angesagt, wichtiges, geschäftliches Gespräch also. Die beiden Produzenten saßen am Tisch und während des zwei Stunden langen Gespräches kurvte der gute Michael die ganze Zeit mit Rollschuhen um den Tisch rum. Ich weiß bis heute nicht, ob ich das für genial, oder für vollkommen durch den Wind halte. Allein das Bild: Zwei Anzugsfritzen, der King of Pop kurvt die ganze Zeit um sie herum, und am Tisch werden Millionen jongliert.
Apropos durch den Wind: Könnte mal jemand den bescheuerten brasilianischen Kickern auf die Birne klopfen? Reissen sich in Gemeinschaft nach dem Confed Sieg die Trikots vom Leib, nur damit man ihre satanischen Botschaften: I belong to Jesus sieht, fallen auf die Knie und beten. Ihre Sache? Eben nicht. Wollte wissen, was los wäre, wenn ein Team mit der Aufschrift Allahu akbar auf ihren Trikots anrollen würde. Ob da wohl das Entblössen des Trikots so problemlos von Statten ginge. Wäre auch schön zu wissen, ob Kaka, Lucio und Konsorten auch bei ihren Vertragsverhandlungen so gottesfürchtig sind, oder nur auf den schnöden, weltlichen Mammon schauen. Egal: unsereins wartet auf die neue Jamie T. Veröffentlichung. Die Single lässt grosses erwarten.
Im übrigen ging im ganzen Michael Jackson Gedöns völlig unter, dass Sky Saxon auch das Zeitliche gesegnet hatte. Der Sänger der legendären Seeds war zwar schon etwas balla im Kopf (unter anderem deswegen hatte ich im letzten Jahr von einem Angebot, ihn und seine Kapelle in Freiburg zu veranstalten abgelehnt), aber jedes Stück von grandiosen Debütalbum der Band aus dem Jahre 1965 stand und steht mir näher als „Billie Jean“ oder „Beat it“ Grosser Mann.