Mit Garda kommt eine deutsche Band ins Swamp, bei der man zumindest vermuten kann, dass sie einige Alben von The National in ihrem Plattenschrank stehen haben.
Schon der Vorgänger „A Heart Of A Pro“ (2012) war eine solche Überraschung und hatte Garda-Konzerte quer durch Europa sowie eine Japan-Tour zur Folge. Die Band um Songwriter Kai Lehmann zeichnete sich durch ambitionierte Arrangements, feine Melodien und einen markanten, sensiblen Gesang à la Conor Oberst aus. Dessen Bright Eyes, aber auch Arcade Fire oder Radiohead wurden als Referenzen genannt – nicht die schlechtesten für eine noch weitgehend unbekannte Ost-Band.
„Odds“ bedeutet nun eine weitere Steigerung: Analoge, orchestrale und elektronische Sounds verschränken sich aufs Harmonischste, so dass man – jetzt mal eine deutsche Vergleichsgröße – gelegentlich auch an Konstantin Groppers hoch erfolgreiches Mannheimer Projekt Get Well Soon denkt. Garda wachsen dabei vom ursprünglichen Duo aus Sänger/Songschreiber Lehmann und Drummer Ronny Wunderwald bis hin zum elfköpfigen Chamberpop-Ensemble mit Streichern, Bläsern (von der Volksmusikkapelle Oederaner Blasmusikanten!), Pedal-Steel-Gitarre, Bassklarinette und Vibrafon an.
»Odds« ist nicht nur textlich und musikalisch vielschichtig, sondern auch in Hinblick auf seine Einflüsse. Auch wenn sich Garda mittlerweile von früheren Folk-Zusammenhängen immer mehr emanzipiert, ist noch immer spürbar, dass ein Teil der Band neben Garda in der experimentellen Folkband The Gentle Lurch spielt. Gleichzeitig lebt das Album von eingängigen Pop-Momenten, genauso wie von einer schroffen, rohen Kraft, die sich vor allem live ausdrückt und frühere Emo- und Posthardcore-Bezüge der Band erahnen lässt. Der andere Teil von Garda spielte ursprünglich in der Hardcore-Band Claim. Gerade diese einzigartige Vielschichtigkeit macht Garda zu einer jener
seltenen deutschen Indierock-Bands, für die man eigentlich schon seit dem Vorgängeralbum »A Heart of a Pro« (2012) nur noch international passende Referenzen findet, die es immer wieder schafft, nicht an einer Stelle zu verweilen, sondern – so soll es schließlich idealerweise sein – auch die Grenzen ihrer Kunstform ein Stück weit zu verschieben.