Sogar die gute alte Tante vom Musikexpress ist ob dem neuen Album des Kammerflimmer Kollektief vollkommen aus dem Häuschen und vergibt vergibt vier von fünf Punkten. Heissa. Lest selbst:
Überraschend wird DÉSARROI von einem Klassiker des deutschen Punk beendet: „Zurück zum Beton“ von S.Y.P.H. aus dem Jahr 1980. Man erkennt das komplett umgebaute Lied mit seinen TripHop-Beats nur noch an seinem Text („Ich bin ein Tier hier, ein scheiß Tier! Da bleibt nur eins: Zurück zum Beton“). Warum Kammerflimmer Kollektief diesen Klassiker gewählt haben, erklärt vielleicht die Übersetzung von DÉSARROI, was so viel wie Verwirrung, Bestürzung, Desorientierung bedeutet.
Bisweilen verwirrend klingt auch dieses Album, das sich viel weiter in dissonante und dunkle Zonen traut als noch die bezaubernden Werke MÄANDER und ABSENCEN. Klar, die sehr eigene Verbindung von (Free-) Jazz und Electronica ist geblieben, die prägenden Instrumente Standbass (Johannes Frisch) und Harmonium (Heike Aumüller) bleiben unverzichtbar. Nicht zu vergessen das Gitarrenspiel von Thomas Weber, der seine Riffs permanent durch Effektgeräte jagt oder sie wie in „Grundstürzend“ und „Saumselig“ tauglich für desperate Roadmovies macht.
Das sind dann sehr anmutige Momente, die das Kammerflimmer Kollektief aus Karlsruhe da erschafft. Ganz im Gegensatz zu den Passagen, wo es knirscht, schleift, zerrt, quietscht, schmirgelt und rumpelt. Wo Frisch seinem Bass die merkwürdigsten Geräusche entlockt, wodurch die zerbrechlichen, manchmal verloren wirkenden Sounds völlig überlagert werden. Das macht die Songs nicht nur spannend, sondern in sich gegensätzlich aber nie orientierungslos.
Hier eines meiner Lieblingsstücke, immer noch. Geheimnisvoll, dunkel, wunderbarer Titel: